Der Stammtisch des Unternehmervereins Fredersdorf-Vogelsdorf (UV) fand am 3. September 2015, 19.30 Uhr bis 22 Uhr im Hotel Flora statt. Die öffentliche Veranstaltung widmete sich dem derzeit aktuellen Thema in Fredersdorf-Vogelsdorf: der Wahl eines neuen Bürgermeisters am 27.9.2015. Dazu hatte der UV die drei Bürgermeisterkandidaten eingeladen, um sich vorzustellen und Fragen der Zuhörer zu beantworten.
Der Einladung des UV zu einer öffentlichen Diskussion mit den drei Kandidaten waren mehr als 90 Zuhörer gefolgt. Das zeugte von dem großen Interesse der Fredersdorf-Vogelsdorfer unmittelbar vor der Wahl ihre Bürgermeisterkandidaten kennen zu lernen. Der Vorsitzende des UV, Horst Schindler, begrüßte sehr herzlich die Kandidaten Martin Klemm (SPD), den Amtsinhaber Dr. Uwe Klett (DieLinke) und Thomas Krieger (CDU).
Nach einer persönlichen Vorstellung antworteten die Kandidaten auf einen Katalog mit Fragen, die vorwiegend die Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Fredersdorf-Vogelsdorf zum Inhalt hatten.
Klemm ist engagierter Bildungs- und Wirtschaftsförderer sowie einin der Leitung größerer Behördeneinheiten erfahrener Jurist. In Nuthetal war Martin Klemm insgesamt elf Jahre Gemeindevertreter und zeitweise Fraktionsvorsitzender. Genauso lange war er im Kreistag sachkundiger Einwohner für Finanzen und Inneres. Beruflich ist Martin Klemm seit gut 20 Jahren als Jurist im Finanzministerium tätig, davon viele Jahre in Leitungspositionen. Er war insbesondere zuständig für Wirtschaftsförderung, Kommunalfinanzen, Demografie und kommunale Reformen. Martin Klemm beabsichtigt im Fall seiner Wahl seinen Wohnsitz nach Fredersdorf- Vogelsdorf zu verlegen. Der Amtsinhaber Klett ist den Zuhörern gut bekannt. Thomas Krieger lebt seit 2004 in der Gemeinde und ist Fraktionsvorsitzender der CDU/Unabhängige in der Gemeindevertretung und war zuvor fünf Jahre Abgeordneter im Kreistag MOL. Krieger studierte Politikwissenschaften, war Referent in der Berliner Stadtverwaltung und arbeitet aktuell als Kommunikationsberater.
Zur Entwicklung des Wirtschaftsstandortes legte Uwe Klett Wert auf die Feststellung, dass eine ausgezeichnete Kita- und Schullandschaft Pfunde sind, die weiter ausgebaut werden müssten. Thomas Krieger kann sich einen gemeinsamen Wirtschaftsförderer mit den Nachbarn vorstellen, der vorhandene Förderprogramme auslotet und so zur finanziellen Entwicklung beiträgt. Martin Klemms Devise lautet: zuhören, planen, gestalten. Er ist kein Freund von Hauruck-Aktionen und will alle Einzelaufgaben eingebettet sehen in einem Gesamtplan. „Weg von Lückenfüllern, hin zu einem Gesamtkonzept“.
Der interkommunalen Zusammenarbeit misst Martin Klemm große Bedeutung bei, denn nur einwohnerstarke Gemeinden hätten eine Chance gehört zu werden. Es sollten mit den Nachbarn Ideen gemeinsamer Projekte zusammengetragen, ausdiskutiert und in Angriff genommen werden. Am Beispiel der ins Gespräch gekommenen Schwimmhalle machte er das deutlich. Als Finanztechniker sieht er die auflaufenden Kosten für eine Gemeinde skeptisch. Thomas Krieger will mehr zusammenführen und genehmigungsfähige, gemeinsame Projekte vorantreiben. Für ihn hat eine bessere Verbindung nach Berlin Priorität. Ein Express-Shuttle, oder der 10-Minuten S-Bahntakt wären seine Zukunftsprojekte. Uwe Klett mahnte mehr Selbstbewusstsein an und sieht Ostbrandenburg stiefmütterlich behandelt. „Wir haben nur Chancen in Potsdam, wenn wir unsere Anliegen gemeinsam vortragen“. Das machte er am ländlichen Bussystem fest.
Zur Ansprechbarkeit der Verwaltung und Zusammenarbeit mit den Vereinen ist Martin Klemm der Meinung, dass Bürgermeister und Verwaltung Dienstleister für den Bürger sind und ein einheitlicher Ansprechpartner für die Bürger da sein sollte. Auch ein Servicecenter, das in der Verwaltungszeit geöffnet ist, sei vorstellbar. Auf alle Fälle sollte innerhalb eines Tages ein Sofortkontakt hergestellt sein. Vereine will er im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten alle unterstützen, da sie erhebliche Daseinsfürsorge leisten. Thomas Krieger will regelmäßig Unternehmen besuchen und an Veranstaltungen des UV, der Vereine und der Feuerwehr teilnehmen. Möglich sei auch die Gründung eines Wirtschaftsbeirates. Die Verwaltung solle durchgehend erreichbar sein. Uwe Klett ist der Meinung, dass der Bürgermeister immer erreichbar sei und sich bisher kein Unternehmen beschwert habe. Er wünscht sich eine bessere Kommunikation zwischen Vereinen und Unternehmen.
Zum „wie weiter“ mit der Händler- und Gewerbemesse (HuG) und dem Ausbau des Gutshofs sagte Thomas Krieger: „Wenn die beantragten Fördermittel für den Gutshof vom Land kommen, werden wir uns der Aufgabe stellen. Allein können wir die Aufgabe nicht stemmen. Dann wäre maximal eine Million Euro für den Erhalt der zwei denkmalgeschützten Gebäude möglich“. Die HuG rein ehrenamtlich zu organisieren geht nicht. Hier muss Hilfe von der Verwaltung kommen. Zudem sei sie mit einem neuen Inhalt zu versehen, möglicherweise auch als Tag des offenen Gewerbes zu entwickeln. Auch Martin Klemm gibt der alten Idee der HuG, nur von Ehrenamtlichen getragen, keine Chance. „Noch dazu die Konkurrenzmesse (GuK) ausgewogener besetzt und besser etabliert ist“, so Klemm. Also umstrukturieren, aber auch die Frage beantworten, ob zwei Messen machbar sind. Zum Gutshof vertritt er die Auffassung, dass eine Mittellösung gefunden werden muss. Drei, oder vier Millionen aus der Gemeindekasse sind für ihn nicht stimmig. Zum anderen wehrt er sich gegen den Begriff Gemeindezentrum. „Der Gutshof ist ein kulturelles Zentrum und hat seine Berechtigung im Rahmen der Daseinsvorsorge. Aber er ist nicht das Ortszentrum“.
Uwe Klett lobte den UV für sein bisheriges Engagement, eine Messe zu organisieren. Auch er sieht die Notwendigkeit eines neuen Konzepts. Zum Gutshof ist er der Meinung, dass die angrenzenden Pflegeeinrichtungen mit ins Boot geholt werden müssten und die Nachbargemeinden. Diese Aufgabe sei nur gemeinsam zu lösen.
In der Diskussion mahnte Ingolf Ritsch an, bei allen zukünftigen Entscheidungen die Belange des Sports nicht zu vernachlässigen. Zum Straßenbau äußerte sich Manfred Arndt und zum Krankenstand bei den Gemeindebediensteten herrschte Einigkeit darüber, jeden Fall individuell in sachlichen Gesprächen zu behandeln. Abschließend brachte Hildegard Walther den Wunsch vieler Fredersdorf-Vogelsdorfer zum Ausdruck: „Wir brauchen einen Bürgermeister, der mit Herz und Seele Fredersdorf-Vogelsdorfer ist“.
Text und Bild: Dr. W. Thonke